Ein Familienunternehmen in der Übernahme

Im Coaching von Übernehmer*innen in Familienunternehmen unterscheiden wir drei Phasen: vor, während und nach der Übernahme. Frau I. kam früh in der ersten Phase: noch vor der Entscheidung, überhaupt ins Unternehmen einzutreten.

Vor zweieinhalb Jahren schrieb mir Frau I. im Kontaktformular sehr präzise:

»Ich möchte gerne für mich reflektieren, ob und wie ich einen Einstieg in das Unternehmen meines Vaters finden kann. Ich möchte überprüfen, ob die Entscheidung, die Nachfolge meines Vaters im Unternehmen anzutreten, für mich persönlich in meinen verschiedenen Rollen stimmig ist und auch perspektivisch trägt. Ich möchte also dazu kommen, eine Entscheidung zu treffen, was ich in Zukunft mit diesem Unternehmen zu tun haben möchte und in welcher Form. Diese Entscheidung soll als Grundlage für die Gespräche mit meinem Vater und in unserem Familienrat dienen. In einem potenziellen nächsten Schritt würde ich dann gerne überlegen, wie man diese Entscheidung dann konkret umsetzen kann.«

Sie kam also in der ersten Phase - vor der Übernahme - ins Coaching. Eher noch früher, nämlich vor der Entscheidung, ob sie überhaupt in das Familienunternehmen eintreten will.

Frau I. entschied sich für die Übernahme, der Vater zog sich im letzten Jahr immer mehr zurück. Während der Corona-Krise hat sie ihre Kompetenzen erfolgreich in der Führung eingesetzt - und ihre Entscheidung konsequent mit ihrem Führungsteam umgesetzt.

Am Ende unseres Coaching letzten Monat habe ich die Klientin wie in jedem Coachingprozess gebeten, einen Fragebogen auszufüllen und auch hier hat sie sehr präzise ihre Ergebnisse beschrieben. Ich teile gerne diese bemerkenswerten Zeilen mit Ihnen (die Klientin ist mit der Veröffentlichung natürlich einverstanden).

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Das sind die tatsächlichen Gewinne aus meinem Coaching und das hat sich konkret verändert

  • Ich bin tatsächlich eine »praktizierende« Geschäftsführerin geworden. Ich fühle mich in meiner Rolle wohl und bin mit Freude und Leidenschaft in meinem Job. Es fühlt sich gut und richtig an.
  • Das Coaching hat mich kontinuierlich begleitet. Anfangs habe ich den Rahmen eher genutzt, um mich in meiner Rolle zu reflektieren, heute setze ich es eher anlassbezogen ein. Ich habe schwierige und heikle Themen, aber auch Alltägliches zu reflektiert.
  • Das Coaching hat mir häufig eine weitere Perspektive eröffnet oder aber mich in meiner Wahrnehmung und in meinem Vorgehen bestätigt.

 

Das hat mich im Coaching gut unterstützt

  • Die kontinuierliche Begleitung: der Kontext meiner Themen war bekannt, das macht das Coaching in meiner Wahrnehmung effizienter.
  • Erfahrung des Coachs aus anderen Unternehmenskontexten.
  • Andere Ausdrucksweise, andere Wortwahl in der Interpretationen, Beschreibungen meiner Sachverhalte, bildhafte Sprache/Beschreibungen.
  • Analogien zu anderen Unternehmern (bspw. Steve Jobs), Branchen, Bereichen aus Gesellschaft (Bsp. Jogi Löw tritt nicht ab).
  • Analyse meiner Körpersprache hat mir interessante Hinweise gegeben.
  • Aufstellungsarbeit finde ich spannend, haben wir wenig genutzt.
  • Perspektive immer wieder auf die Konstellation mit meinem Vater gelenkt – Spezifika Familienunternehmen mitdenken. Wo steht er? Was will er? Geht er wirklich?
  • Arbeitsmodelle geben mir eine Struktur, in der ich gut denken kann:
    - Selbstreflexion, Selbstführung, Selbstwirksamkeit
    - Vertrauensmodell
     -Doppelbelichtung
    Daraus dann Maßnahmen für konkrete Handlungsoptionen ableiten.

 

Wo es mir mit dem Coach besonders schwergefallen ist und was ich mir anders gewünscht hätte

  • Wenn wir an Themen angeknüpft haben, die beim letzten Coaching relevant waren. Das hat teilweise den Fokus von dem Aktuellen genommen.
  • Wir sind ab und an abgeschweift – das fand ich interessant, hat mir aber manchmal das Gefühl gegeben, die Zeit nicht gut genug genutzt zu haben.
    Bsp. Wie kann ich X führen? Ergebnis: gar nicht – er muss früher oder später gehen. Hier hätte ich mir eine differenziertere Betrachtungsweise gewünscht.
  • Übungsaufgaben habe ich nur selten gemacht. Häufiger habe ich aber den Grundgedanken der Übung verinnerlicht und dann automatisch darüber nachgedacht/ es wurde etwas an getriggert, ohne dass ich die konkrete Übung dazu gemacht habe.
     

Daran merkt mein Umfeld z.B. meine Mitarbeiter*innen, meine Chef*innen, meine Kund*innen, mein/e (Ehe-)Partner*in, meine Kinder, meine Freunde/Verwandte etc., dass ich mich verändert habe

  • Ich bin selbstsicher in Bezug auf meine Rolle.
  • Ich berichte mit Stolz und Freude von der Arbeit.
  • Ich bin voller Elan – nicht gelähmt vor Ungewissheit wie alles werden wird.
  • Ich formuliere meine Erwartungen klar und deutlich.
  • Ich halte die Erfüllung meiner Erwartungen nach.
  • Ich spreche Kritisches proaktiv an und sorge für Klarheit.
  • Ich habe mehr und mehr ein eigenes Bild von dem Unternehmen - nicht ein übernommenes Bild.
  • Ich treffe Entscheidungen unabhängig von meinem Vater.
  • Mein Vater ist kaum noch präsent.
  • Ich habe Vertrauen in mich, meine Mitarbeiter und die Organisation.
  • Ich habe Erfahrungen in unterschiedlichen Situationen gesammelt und kann diesen Hintergrund einbringen.
     

An diesen Coaching-Moment erinnere ich mich besonders:

  • Ein Bild: der positive Zustand der Verwirrung! Es braucht Chaos für evolutionäre Entwicklungen. Ein Leitgedanke, der mich im ersten Jahr geprägt hat.  Das hat mich durch die Veränderungen in der Organisationsstruktur getragen und mir den Druck genommen, schon vorweg eine fertige Strategie zu haben.

 

Das sind die wichtigsten Erkenntnisse aus meinem Coaching:

  • Coaching sollte Teil meiner beruflichen Realität sein. Ich möchte einen Rahmen, in dem ich mich mit meinen Themen beschäftigen und reflektieren kann und in dem ich mich mit einem Blick von außen versorge.
  • Ich bin Unternehmerin mit einer eigenen Unternehmeridentität. Ich kann das auch!
  • Mein Job ist es, die schwachen Signale zu erkennen.
  • »Selbstzweifel ist Begleiter der Professionalität«
  • Ich sammele täglich Erfahrungen und gewinne darüber an Souveränität.
     

So stelle ich sicher, dass ich alle Dinge, die ich hier im Coaching für mich erarbeitet und erkannt habe, weiter anwenden werde:

  • Das, was für mich stimmig und wichtig ist, wirkt weiter. Ich verstehe das Coaching als prozessbegleitend.
  • In der Vorbereitung auf die Bilanzsitzung habe ich mir die Themen noch mal angeschaut. Das hilft auch, den Prozess noch mal Revue passieren zu lassen.

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Auch für mich war das Coaching in der Phase der Übernahme eine außerordentliche Erfahrung. Bei Frau I. konnte ich erleben, wie sie als Übernehmerin jeden Tag persönlich wächst, Entscheidungen trifft, Rückschläge verkraftet, klar ihren Weg geht und vor allem: gehen wird.

Ich freue mich schon jetzt auf weitere Rückmeldungen von Frau I. und wünsche ihr alles Gute!

 

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